Brigitte Braucek ist Deutschlehrerin an der Sprachenschule der Universität Pompeu Fabra in Barcelona (brigitte.braucek@upf.edu) und Autorin mehrerer Lehrbücher für Lerner mit spanischer/katalanischer Muttersprache. Sie ist Berlinerin und lebt seit 1990 in Barcelona. Vom 11. bis zum 22. Juli hat sie an der VHS Tempelhof-Schöneberg einen Kurs mit dem Titel “Einführung in die katalanische Sprache, Kultur und Landeskunde” durchgeführt.

– Wie kam es dazu, dass Sie diesen Kurs in Berlin angeboten haben?

Da ich mehrmals im Jahr in Berlin bin und hier auch viele Kontakte habe, hatte ich schon lange die Idee, vielleicht einmal einen Kurs über Katalonien anzubieten, sozusagen “aus deutscher Perspektive für Deutsche”.

Und ich fand es reizvoll, mal nicht Deutsch für Katalanen, sondern Katalanisch für Deutsche zu unterrichten und das, was ich eigentlich sehr oft deutschen Freunden erkläre, in Form eines strukturierten Kurses zu tun. Viele Fragen, die Deutsche zu Katalonien haben, habe ich früher selbst gestellt. Obwohl ich die katalanische Realität als Deutsche natürlich anders wahrnehme als ein Katalane/eine Katalanin es tut, ist zu meiner deutschen Identität im Laufe der Jahre sozusagen eine zweite, eben eine katalanische, hinzugekommen.

– Welche Themen hatte der Kurs zum Inhalt?

Da es sich ja nur um einen Sommerkurs von insgesamt 18 Unterrichtseinheiten à 45 Minuten handelte, konnte ich natürlich nur einen begrenzten Einblick geben. In der ersten Unterrichtshälfte habe ich Sprache unterrichtet und in der zweiten kulturelle und landeskundliche Themen behandelt. Der Sprachteil war natürlich von vornherein nur als kleine Einführung gedacht, in der die Teilnehmer – ausgehend von Alltagssituationen – einige elementare Grundkenntnisse erworben haben, z. B. sich zu begrüßen und zu verabschieden, persönliche Daten zu erfragen und darüber Auskunft zu geben etc.

Für den zweiten Teil hatte ich mehrere monographische Themen vorbereitet, z. B. einen geschichtlichen Abriss, die Entwicklung und besondere Situation der katalanischen Sprache sowie die politische Entwicklung und aktuelle Situation – auch die castells und St. Jordi waren ein Thema, und der Barça natürlich.

– Wie wurde der Kurs von den Teilnehmern aufgenommen? Und wie beurteilen Sie persönlich den Kursverlauf?

Die Resonanz war insgesamt sehr positiv, und viele haben auch den Wunsch geäußert, weiterzumachen. Und auch ich für mich kann sagen, dass es – trotz sehr viel und intensiver Vorbereitungsarbeit – eine gute Erfahrung war und ich sehr zufrieden bin – und auch etwas traurig, dass der Kurs schon vorbei ist … Ich hoffe, dass ich den Teilnehmern etwas vermitteln konnte und dass ich sie sensibilisieren konnte für die katalanische Realität und dafür, warum sich sehr viele Katalanen nicht als Spanier fühlen.

– Wie war das Teilnehmerprofil? Warum haben sie diesen Kurs belegt?

Also die Gruppe war alles andere als homogen: So hatte ich z. B. Schüler zwischen 17 und 73 Jahren. Auch die Motivation, den Kurs zu besuchen, war ganz unterschiedlich: Einige werden ab Herbst ein Erasmus-Studium in Barcelona beginnen, andere hatten berufliche Gründe oder touristische Interessen, auch familiäre Verbindungen gab es.

– Wie waren die Vorkenntnisse der Teilnehmer über Katalonien? Hatten sie schon Informationen, oder waren die typischen Klischeevorstellungen anzutreffen?

Nein, ich muss sagen, zum größten Teil wussten sie schon relativ viel über Katalonien. Alle hatten ja irgendwie schon einen Bezug zum Thema und wollten mehr in die Tiefe vordringen. Es war also nicht so, dass ich erstmal erklären musste, dass Katalanisch kein Dialekt, sondern eine eigene romanische Sprache ist oder dass die Katalanen nicht unbedingt die stolzen Spanier sind, die ständig Flamenco tanzen und dazu die Kastagnetten klappern lassen.

Sachen hingegen, die für mich ganz normal sind bzw. zum Alltag gehören, kann man bei Deutschen, die hier leben, jedoch keinesfalls als bekannt voraussetzen:  Die meisten wussten zwar, dass man in Katalonien zwei Sprachen spricht, einige wussten auch, dass diese Sprachen verfassungsrechtlich gleichgestellt sind, aber die allerwenigsten wussten, dass das noch weit von der Realität entfernt ist: Mit Spanisch kommt man – gerade in Barcelona – in jeder Situation zurecht, mit Katalanisch dagegen nicht.

Was den sprachlichen Teil anbelangt, so waren jedoch alle – bis auf eine Ausnahme – absolute Anfänger, und wir haben deshalb wirklich bei “Hola, bon dia, com et dius?” begonnen.

-Und lässt sich generell sagen, wie der Informationsstand der Deutschen über Katalonien ist?

Das ist wirklich nicht so leicht zu beantworten. Der Mallorca- oder Lloret de Mar-Pauschaltourist wird wahrscheinlich nicht unbedingt wissen, dass Katalonien die wirtschaftsstärkste Nation Spaniens ist oder dass man auf Mallorca neben Deutsch auch Katalanisch spricht.

Und ihn wird vermutlich auch nicht das bestehende Ungleichgewicht interessieren zwischen dem, was Katalonien an Madrid bezahlt und dem, was es zurückbekommt, oder warum viele Katalanen finanzielle Autonomie oder die Unabhängigkeit wollen.

Andererseits kann man sicherlich bei vielen die Marke Barcelona als bekannt voraussetzen, auch von Dalí und Gaudí hat wahrscheinlich schon jeder mal was gehört, und natürlich kennt jedes Kind den Barça.

Und auch sicher ganz bezeichnend ist die folgende Szene, die ich hier erlebt habe: Als ich jemandem von dem Kurs erzählte, war die Antwort: “Katalanisch? Das ist doch das spanische Bayerisch, oder?”

– War das Zustandekommen des Kurses schwierig?

Es war zunächst nicht einfach, genügend Teilnehmer für den Kurs zu bekommen. Die Einschreibungen gingen relativ schleppend voran, und am Ende musste dann leider auch der Parallelkurs, der für die VHS Steglitz geplant war, abgesagt werden. Und dass es schließlich für Schöneberg 13 Einschreibungen gab, ist auch vor allem der Unterstützung der Vertretung der Regierung von Katalonien in Deutschland zu verdanken – herzlichen Dank nochmal an dieser Stelle! Und auch danke natürlich an den Katalanischen Salon, der auch kräftig Werbung für den Kurs gemacht hat!

– Wird der Kurs im nächsten Jahr wieder stattfinden?

Das hoffe ich sehr!

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